„Das Buch ist unglaublich … keine langweilige Sammlung von Kochrezepten wie bei Analytikbüchern üblich, sondern ein Abenteuerroman… Eine Reise durch die Welt der Bioanalytik. An jeder Ecke eine Überraschung!“
Prof. i.R. Georges M. Halpern, University of California at Davis
Beim Lesen von Bioanalytik für Einsteiger war mir auf Seite 94 sofort klar, das musst du unbedingt auch machen. Professor Renneberg bespricht hier die Funktionsweise von Schwangerschaftsteststreifen und gibt gleichzeitig eine methodische Anleitung, wie man dieses Thema im Unterricht behandeln kann.
Freitag Nachmittag in der 8. Stunde verbarrikadiert sich die Klasse 10b hinter ihren Bänken. Das Unterrichtsthema beschäftigt sich mit dem Aufbau und der Funktion von Antikörpern. Gemächlich nähern wir uns dem Stundenhöhepunkt. Das Uringlas mit der Pappschachtel auf dem Lehrertisch ist noch bedeutungslos.
Nach der Wechselwirkung zwischen Antigen und Antikörper, komme ich auf die hohe Spezifik von Antikörpern und deren Anwendung zu sprechen. Mit Antikörpern lässt sich das Schwangerschaftshormon einfangen. Das Uringlas in der linken Hand, die Pappschachtel mit dem Schwangerschaftstest in der Rechten, erkläre ich dessen Funktionsweise. Das wollen wir ausprobieren und dafür brauchen wir Urin. Die Wochenendstimmung ist weg, die Aufmerksamkeit der Schüler richtet sich auf das Uringlas. Der Gedanke Urinabgabe purzelt ins Bewußtsein, was eine gewisse Heiterkeit auslöst, die durch meine Frage nach einer Probantin für die Urinabgabe noch gesteigert wird. Das kann doch nicht sein, sehe ich die Schüler denken. Ich zeige keine Anzeichen für eine Rückzieher. Fordernd blickend, innerlich schmunzelnd, lasse ich die Zeit an der Spannung arbeiten. Niemand schaut mich an, niemand reagiert (Gott seid Dank!). Das Uringlas und ich verlassen den Raum…
Ich komme zurück, das Glas voll gelblicher Flüssigkeit. Teststäbchen rein, einige Minuten warten. Teststäbchen raus, die beiden Testlinien zeigen eine dunkelrote Einfärbung. Der Schwangerschaftsnachweis ist positiv. Der Mann ist schwanger, die Klasse tobt. Drei Minuten später haben sich die Schüler beruhigt. Kann man das noch steigern? Man kann. Zur Nachkontrolle kommt jetzt der Biosensor zum Einsatz, den jeder Medikus im Mittelalter immer bei sich hatte: die Zunge. Beim Ansetzen des Uringlases ist Grabesstille im Biologiefachraum, die Mundwinkel der Schülerschaft bewegen sich gleichzeitig nach unten. Schülerblicke betteln, bitte aufhören. Mir schmeckt der Apfelsaft, obwohl es Überwindung kostet, aus einem Uringlas zu trinken. Das scheint auch der Grund zu sein, warum nach der Auflösung, kein Schüler zu einer Geschmacksprobe zu bewegen war. Das kann man nicht besser machen, für Schüler unvergesslich. Übrigens, Herr Professor, da der Apfelsaft auch in Deutschland „schwanger“ macht, kann es hoffentlich nicht an den Pestiziden liegen.
Wie auch Biotechnologie für Einsteiger ein tolles Buch, das ebenso viel Interessantes sowie Anregungen für den Unterricht bereit hält, jedem Lehrenden und Lernenden als Empfehlung.